Am 21. April 2016 begrüßt Herr OStD Zimpel um 11:15 Uhr fünf Klassen der Martin-Segitz-Schule, interessierte Lehrkräfte und den Fachbetreuer für Sozialkunde, Herrn Schmid. Letzterer hat Frau Mo Asumang, ihres Zeichens Regisseurin, Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sängerin, Synchronsprecherin und Filmproduzentin eingeladen, Ihren Film „Die Arier" vorzustellen. Bevor er die Filmemacherin auf die Bühne bittet, kommt der Schulleiter auf den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu sprechen. Dieser sei laut Zimpel weder Auszeichnung noch Preis, sondern vielmehr eine Selbstverpflichtung der Schulfamilie für couragiertes Handeln gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit.
Frau Asumang engagiert sich auch für diese Initiative. Sie richtet das Wort an die zahlreichen Zuhörer, die sich in der Aula der Martin-Segitz-Schule eingefunden haben, indem sie die Formulierung Herrn Zimpels, sie sei eine mutige Frau, aufgreift. Sie teilt zwar diese Einschätzung. Allerdings habe sie sich diesen Mut im Laufe ihres Lebens hart erarbeiten müssen und auch heute begleite sie bei so mancher Begegnung im Rahmen ihrer Projekte die Angst. Anfeindungen sind für sie als dunkelhäutige Deutsche (ihr Vater stammt aus Ghana) nichts Neues. Vor knapp zehn Jahren erhielt sie sogar handfeste Morddrohungen.
Diese dunkle Episode aus ihrem Leben als öffentliche Person veranschaulicht sie, indem sie aus ihrem Buch Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis liest. In dieser Passage schildert sie die anfängliche Schockstarre, in die sie fiel, als ihr der Text des Songs „Noten des Hasses" der Neonaziband White Arian Rebels vorgespielt wurde. Dort heißt es „Diese Kugel ist für Dich, Mo Asumang." Sie schildert den gebannten Zuhörern eindrucksvoll, wie dadurch aus eher diffusen Ängsten konkrete Furcht wurde, die ihren Alltag veränderte; aber auch mit welchen Ritualen sie versucht hat, dieser Angst Herr zu werden. Dazu gehörte für sie auch, sich direkt mit Nazis zu treffen.
Mit einer solchen Szene beginnt dann auch der Dokumentarfilm „Die Arier", den sie selbst produziert hat. In der 45-minütigen Schulfassung folgt die Handkamera Frau Asumang v.a. bei Begegnungen mit Rechtsextremen der unterschiedlichsten Couleur. Da sind der gewaltbereite, junge sowie ungebildete Ostdeutsche und der NPD-Funktionär. Grau-melierte Burschenschaftler aus dem Bildungsbürgertum kommen genauso zu Wort, wie ein junger Rechtsextremer, der aussteigen will. Auf ihrer Reise in die USA führt Frau Asumang Interviews mit dem – auf bizarre Art sympathisch wirkenden – Hassprediger Tom Metzger und mit Vertretern des Ku-Klux-Klans. Mit Ihrer entwaffnend neugierigen, scheinbar naiven Herangehensweise entlockt sie ihrem Gegenüber des Öfteren Aussagen, bei denen der Zuschauer nicht so recht weiß, ob er lachen oder weinen soll. Bei dem offensichtlich verwirrten Pseudowissenschaftler Axel Stoll, der mit vollster Überzeugung den Ursprung der „arischen Herrenrasse" im Aldebaran-System verortet, ist diese Frage wohl leichter zu beantworten. Die Suche nach der Bedeutung des Begriffs „Die Arier" ist ja auch der Aufhänger des Films und bringt die Regisseurin zum wirklichen Ursprung der Arier: in den Iran. Die dort Interviewten sind entsetzt vom Missbrauch des Begriffs und berichten, dass die Arier mit allen Menschen friedlich zusammen leben wollen. Dieser positive Akkord wird zum Happy End wieder aufgegriffen: Der junge Mann aus Ostdeutschland hat den Ausstieg aus der Szene geschafft.
Im Anschluss an den Film stellen dutzende Schülerinnen und Schüler interessante Fragen, denen sich Frau Asumang gerne stellt. Von Ihrer Interview-Strategie über Ihren Mut bis hin zur technischen Ausrüstung ihres Teams bleibt kein Aspekt unbeleuchtet, bis Herr Schmid schließlich aus Zeitgründen die Veranstaltung für beendet erklären muss. Was bei den Anwesenden bleibt, ist der Eindruck einer starken, mutigen Frau und sicher die ein oder andere Erkenntnis über die Natur des Menschen im Allgemeinen sowie des „Ariers" im Speziellen.