Am Montag, den 2. Februar durften sich zwei Klassen der Berufsschule III für einen Vormittag wie „die Großkopferten" im Maximilianeum zu München fühlen. Der Plenarsaal wurde kurzerhand aus der Landeshauptstadt über den Weißwurst-Äquator ins beschauliche Fürth – genauer gesagt – in die Schulaula verlegt. Wo sonst Schulaufgaben geschrieben, schnöde Fortbildungen oder Lehrerkonferenzen abgehalten werden, agierten nun aufstrebende Landespolitiker.
Hinter der Verlegung der Landeshauptstadt nach Mittelfranken steckt allerdings keine Fördermaßnahme für die benachteiligten Randgebiete unseres Freistaates; auch ist sie finanziell keinesfalls mit dem Umzug der Hauptstadt von Bonn nach Berlin zu vergleichen. Die auf einen Tag begrenzte „Verlegung" sollte den Auszubildenden das relativ trockene Sozialkunde-Thema „Bayerischer Landtag - Gesetzgebungsverfahren" spielerisch näher bringen.
Bereits seit 2006 profitieren Schüler jeder Schulart von diesem Planspiel, das der Bayerische Landtag in Kooperation mit der Forschungsgruppe Jugend und Europa ins Leben gerufen hat. Die größte Herausforderung und Bedingung für das Gelingen ist dabei die Konzentration aufs Wesentliche: Dazu werden den Lernenden zunächst die Rahmenbedingungen der Arbeit am Landtag näher gebracht. Im Anschluss teilen sich die Schüler auf die verschiedenen Fraktionen auf und werden mit einem realistischen Szenario konfrontiert. Die Schülergruppen haben also gegensätzliche Interessen und müssen unter Zeitdruck zu einem Ergebnis kommen. Trotz der notwendigen Vorgaben (zeitliche Begrenzung, Ausgangskonstellation, Parteilinie, Spielregeln) genießen die Abgeordneten bei der Ausgestaltung völlige Freiheit.
Schülerorientierter und lebensnaher kann Sozialkundeunterricht nicht sein! Nach der Besprechung in Fraktionssitzungen wurden während der Plenarsitzung die verschiedenen Positionen in heftigen Diskussionen verhandelt. In leidenschaftlichen Reden arbeiteten sich die Parlamentarier aneinander ab. Schließlich konnte im Sinne der Demokratie ein Kompromiss gefunden werden.
Am Schlussplenum nahmen sogar drei Mitglieder des Landtags teil. Die MdL Hans Herold (CSU), Horst Arnold (SPD) und Markus Ganserer (B'90/Die Grünen) standen den Azubis mit Rat und Tat zur Seite und standen gegen Ende der Veranstaltung den Schülern Rede und Antwort.
Um eine Erfahrung reicher wechselten die Nachwuchs-Politiker wieder in die bekannte Rolle des Schülers, aus dem „Sie" wurde wieder „Du" und die Landesregierung zog wieder an die Isar. Der Fachbetreuer Sozialkunde, StD Peter Schmid, der das Planspiel an die B3 holte, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf. Trotz seines sicherlich hervorragenden Unterrichts hat er seine Schüler wohl selten so engagiert erlebt, wie am letzten Montag.