14. Juli 2022, 19:00 Uhr. Wo sich sonst die Stimmen hunderter Azubis zur Kakophonie des Schulalltags vermengen, herrscht Stunden nachdem der letzte Schulgong des Tages verklungen ist andächtige Stille. Dann ist auf einmal Live-Jazz zu hören …
In der feierlich dekorierten Aula der Martin-Segitz-Schule haben sich nämlich die besten Schüler:innen des sich zum Ende neigenden Schuljahres eingefunden; samt stolzen Eltern und Geschwistern sowie Lehrkräften, Ausbilderinnen, Musikern, Schulleitern und Politikerinnen. Sie sind zusammengekommen, um im feierlichen Rahmen die schulischen Meisterleistungen von 20 Auszubildenden zu würdigen.
Noch bevor in diesem Rahme das erste Wort gesprochen war, läutete die Jazzcombo Unruhepol den Abend mit einem fetzigen Swing ein. Herr Joachim Schneider, stellvertretender Schulleiter der Martin-Segitz-Schule, begrüßte die Ehrengäste und betonte in seinem Grußwort v.a. die besonders herausfordernden Umstände, unter denen die diesjährigen Preisträger:innen ihre Leistungen erbringen mussten. Schneider dankte außerdem den Vertretern der Betriebe für ihr Engagement sowie den Schulleiter:innen der beiden anderen Fürther Berufsschulen.
Herr Bürgermeister Markus Braun hob in seinem Grußwort das hohe Maß an Flexibilität hervor, das für den erfolgreichen Abschluss gerade für diesen Jahrgang vonnöten war. Der Rahmenhygieneplan, krankheitsbedingte Absenzen und der Distanzunterricht hätten alle Beteiligten gefordert und – wie man bei dieser Veranstaltung sehen könne – mit Bravour gemeistert.
In seinem letzten Grußwort zu diesem Anlass – so Braun – habe er vor drei Jahren betont, dass den Preisträger:innen nun alle Tore offen stehen. Diese Worte seien zwar immer noch zutreffend – aber die Rahmenbedingungen haben sich seither geändert. Wenn Krieg in Europa herrscht und der Wirtschaft große Herausforderungen bevorstünden, müsse es der Anspruch der Preisträger:innen sein, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Auch diejenigen Azubis, die heute Abend nicht geehrt werden, müssten mit auf den Weg genommen werden.
Als nächstes trat Frau Petra Guttenberger, Mdl, ans Rednerpult und begann Ihre Ausführungen mit einem Ausdruck der Freude darüber, endlich wieder eine Freudenfeier wie diese in Präsenz abhalten zu können. Corona, der Krieg, sehr verhaltene Wachstumsprognosen – die Zeiten seien schwer. Mit ihrem tollen Abschluss haben die Preisträger:innen trotz allem dafür gesorgt, sich alle Karrierewege offen zu halten. MdL Horst Arnold griff das Wort „Ernte“ aus Herrn Schneiders einleitender Rede auf. Die heutige Ernte sei kein Lotteriegewinn, sondern hart erarbeitet! Doch damit sei die Arbeit nicht abgeschlossen. Es ergäben sich daraus Chancen, die man ergreifen kann. Es gelte jedoch – so Arnold weiter – die Möglichkeiten abzuwägen und die richtigen Chancen zu ergreifen. Als hervorragende Absolvent:innen haben die Preisträger aber auch Ansprüche. Sie müssen an die Politik den Anspruch haben, auf ihrem Weg angemessen begleitet zu werden; doch heute Abend gelte es v.a. „zu feiern, was das Zeug hält“.
Nach dem Song „Cold Duck Time“ trat Herr OStD Matthias Zimpel ans Mikro und thematisierte den ewigen Traum, fliegen zu können.
Die Geschichte von Dädalus und Ikarus, die Maschinen eines Leonardo da Vinci und die wissenschaftlichen Versuche eines Otto Lilienthal könnten als Allegorien der eigenen Bildungsbiografie gelesen werden. „Wie hoch war eigentlich Ihre Absprunghöhe, liebe Absolvent:innen?“ Im Folgenden vergleicht Zimpel in zehn Stufen – vom Start über das Steuern bis zur Landung – den Prozess des Fliegens mit der Berufsausbildung und stellt im Guten wie im Schlechten die vielen Parallelen dieser Höhenflüge heraus. Einerseits gebe es Zweifel und Angst, Turbulenzen, Materialermüdung. Aber die letzten drei Jahre sind wie im Fluge vergangen; auch wegen Kolleg:innen, die einem Flügel verleihen.
Man versucht sich an ersten waghalsigen Manövern. Mit wachsender Erfahrung fliegt man nicht ausschließlich nach festen Vorgaben. Man probiert sich aus. Man steckt viel Energie in Projekte und dann ist die Ausbilderin trotzdem unzufrieden. Man fliegt durch Turbulenzen. Es wird ungemütlich. Der Druck zerrt an den Nerven. Unsicherheit.
In der Ferne zeichnet sich die Landebahn ab. Die Erde kommt immer näher. Es gelingt eine sanfte Landung. Die Preisträger haben – so Zimpel – langen Atem bewiesen und die Thermik gut genutzt. Möglich gemacht hat das die Leistungsfähigkeit der Auszubildenden. Aber nicht vergessen dürfe man die vielen Mitarbeiter:innen an der Schule, beim Sachaufwandsträger, bei der Regierung, den Kammern, in den Betrieben usw.
Der Schulleiter beendet seine Ausführungen mit dem Hinweis, dass das Fliegen in der Traumdeutung für das Loslassen und für große Freiheiten steht. Vom Fliegen träume man v.a., nachdem man große Ziele erreicht hat.
Nach den Grußworten stand mit der Übergabe der Staats-, Stadt- und Sonderpreise nun der Höhepunkt des Abends an, den Herr Schneider moderierte.
Unter tosendem Applaus der Angehörigen, Lehrkräfte und Ausbilder:innen wurden nun die 20 besten Schüler:innen des Abschlussjahrgangs 2022 auf die Bühne gebeten und erhielten ihre Sachpreise und Urkunden.
Ausgezeichnet mit dem Staatspreis wurden …
- Michael Akgün
- Louisa Drews
- Eleftherios Karagiannidis
- Illia Pichkur
Den Stadtpreis erhielten …
- Lorand Bekteshi
- Christoph Bohnert
- Felix Danz
- Jakob Simon Egelseer
- Kai Jan Frankenhäuser
- Saeid Hassan-Abadi
- Julian Hetzner
- Marc Hiller
- Ralf Hirschmann
- Yannik Kraus
- Alexander Küblbeck
- Selina Meyer
- Thomas Neidlinger
- Hernan Nunez Montequin
- Sabrina Marina Nürnberger
Mit „Summertime“ schloss die Jazzcombo Unruhepol den musikalischen Rahmen um den offiziellen Teil des Abends.
Anschließend lud der Verein der Freunde der Martin-Segitz-Schule zu einem Imbiss in den Pausenhof, wo man die Preisträger:innen bei Gebäck, Sekt und Gesprächen in ungezwungener Atmosphäre hochleben ließ.