Bildungskrise? Leistungsdefizit? Noch ein PISA-Schock? In letzter Zeit dominieren vor allem negative Schlagzeilen die deutsche Bildungspolitik.
Wettbewerb verursacht ungesunden Stress? Bundesjugendspiele abschaffen!
Die Reaktion der Generation Z? Eine ausgewogene Work-Life-Balance. Mehr Zeit für sich selbst.
Der aufmerksame Beobachter könnte den Eindruck gewinnen, dass Leistungswille negativ behaftet ist: Strebertum. Überheblichkeit. Realitätsferne.
Warum sich anstrengen? Wieso nach Höherem streben? Lohnt sich Leistung noch? Dank Fachkräftemangels krieg ich doch sowieso was – wenn ich will.
11. Juli 2024, 19:00 Uhr. Durch die bodentiefen Fenster dringt das warme Licht der Abendsonne in die Aula der Martin-Segitz-Schule Fürth. Saftige Sonnenblumensträuße schmücken den luftigen Raum, in dem sich vormittags noch hunderte Azubis in den Pausen tummelten. Wo sich eben noch Schüler*innen trafen, um gemeinsam zum Parkhaus oder Bahnhof aufzubrechen, sitzen jetzt etwa 200 Personen in Reih und Glied. Rednerpult, große Leinwand, Schlagzeug, Keyboards, Verstärker.
Aufgeregtes Gemurmel im „ausverkaufen Haus“. Dann legen die Erzengel los. Die Lehrer Michael, Michael, Michael und Raphael firmieren unter diesem Bandnamen und eröffnen die diesjährige Preisverleihung mit dem Instrumentalkracher „1980-F“ von After the Fire. Zu diesem Song hat die fränkische Moderatorenlegende Thomas Gottschalk gerne unter Applaus die Bühne betreten.
Heute tut dies Joachim Schneider, ständiger Vertreter des Schulleiters. Er wird durch den heutigen Abend führen. Er lobt die Preisträger*innen für Ihr Durchhaltevermögen, dankt aber auch der Verwaltung, den Lehrkräften und den Ausbildenden dafür, dass sie die Schüler*innen die letzten drei Jahre begleitet haben. Abschließend begrüßt Schneider die Delegationen der benachbarten Berufsschulen und die Ehrengäste, welche im Laufe des Abends ans Rednerpult treten werden.
Als erstes kommt unser Schülersprecher Harun Aktas auf die Bühne, um eine – nach eigener Aussage – spontane Rede zu halten. Die Schilderungen des Schulalltags sowie die Gratulation an die Preisträger aus Schülersicht bereichern den Abend. Vor allem sein abschließender Appell für Toleranz und Nächstenliebe und gegen Rassismus kommt super beim Publikum an und gerade die Vertreter aus der Politik quittieren dies mit Ovationen.
Die Gäste aus der Politik – Barbara Fuchs, MdL, Petra Guttenberger, MdL, sowie der stellvertretende Landrat Franz X. Formann – loben die Preisträger*innen in ihren Laudatios, geben ihnen aber auch Ratschläge bezüglich ihrer besonderen Verantwortung für die Zukunft mit auf den Weg.
Zwischen den Reden sorgen die Erzengel für Auflockerung.
Nun tritt der Schulleiter Matthias Zimpel, OStD, ans Pult um die Festrede zu halten.
Er beginnt damit, die Metapher der offenen Türen für die Preisträgerinnen und Preisträger zu erläutern. Sie symbolisierten Übergänge zwischen Vertrautem und Neuem, Sicherheit und Risiko. Zimpel reflektiert über die Herausforderungen der Ausbildung und betont, dass die Absolvent*innen nun die Freiheit hätten, ihre eigenen Wege zu wählen. Dabei hebt er hervor, wie wichtig es sei, das Herz offen zu halten – für Menschlichkeit, Verständnis und neue Chancen. Er baut immer wieder Interpretationen der Songs ein, welche die Lehreband an diesem Abend gespielt hat und ermutigt abschließend die Preisträger*innen, optimistisch und lebensfroh in die Zukunft zu blicken – genau wie beim vorerst letzten Stück des Abends „Always look on the bright side of life“.
Als letzter Laudator hebt Bürgermeister Markus Braun die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt hervor, insbesondere den Mangel an Fachkräften. Die Absolventen haben das Glück, in eine Arbeitswelt einzutreten, die dringend nach jungen Talenten sucht. Die heute ausgezeichneten, leistungsstarken Absolvent*innen haben die freie Wahl; dennoch sollten die weniger leistungsstarken nicht aus dem Auge verloren werden. Unsere Gesellschaft ist auf die Solidarität der Leistungsstarken angewiesen.
Jetzt kommen wir endlich zum Höhepunkt des Abends: Die Verleihung der Preise.
Unter tosendem Applaus der Angehörigen, Lehrkräfte und Ausbilder*innen werden die besten Schüler*innen des Abschlussjahrgangs 2024 auf die Bühne gebeten, wo sie aus den Händen der Laudator*innen ihre Sachpreise und Urkunden entgegennehmen. Joachim Schneider verliest zu jeder Schülerin und jedem Schüler Anekdoten aus der Berufsschulzeit der Preisträger*innen.
Ausgezeichnet mit dem Staatspreis wurden …
- Donig, Matthias Hermann
- Ernst, Maximilian
- Engelhardt, Frederike
- Lüdtke, Julian
Den Stadtpreis erhielten …
- Wenker, Tim
- Geitner, Christian Manuel
- Buck, Thomas Eric
- Rieder, Paul
- Deininger, Peter
- Mölkner, David
- Redinger, Kai Alexander
- Deschaseaux, Yannick Alain
- Mysin, Nikita
- Khan, Zuhaid Zahir
- Zeitler, Philipp
- Rößler, Julian
- Tschamler, Philipp
- Schirmer, Timo
- Jensen, Dennis Michael
- Leipnitz, Lena
- Kersten, Zoe Isabel
- Nagel, Nikola Juliana
- Stuckstätte, Noah Joshua
- Eimer, Philip
Auf lautstarken Wunsch des Publikums spielen die Erzengel noch eine Zugabe. Im Anschluss versammeln sich alle Teilnehmer im Pausenhof, wo man an diesem angenehmen Abend die letzten Sonnenstrahlen bei Sekt und kleinen Köstlichkeiten genießt und zwischen Springbrunnen und Pavillon mit den Preisträger*innen die vergangenen Jahre Revue passieren lässt. In entspannter Atmosphäre lauschen viele Lehrkräfte den vielversprechenden Plänen der jungen Talente.
Am Ende dieses gelungenen Abends steht fest: An Mittelmäßigkeit leiden weder die Lehrenden und Lernenden der Martin-Segitz-Schule noch die Ausbildungsbetriebe. Leistung lohnt sich, und es gibt viele junge, motivierte Menschen, die gerne etwas leisten! Mit dieser Gewissheit können wir optimistisch in die Zukunft blicken.