Sie ist vergleichsweise klein und doch riesig. Nur 6% der Weltbevölkerung leben in ihr und doch gibt sie weltweit in wichtigen Themen die Richtung vor. Sie wird heißblütig geliebt und abgrundtief gehasst! Sie wird von vielen umworben – und von einem verlassen: Die Europäische Union.
Die EU polarisiert! Doch globale Herausforderungen wie das Artensterben, der Klimawandel, die Pandemiebekämpfung, Verkehrswende und digitale Transformation können nicht von einzelnen Staaten bewältigt werden. Acht Jahrzehnte Friede in Europa – das hielten wir bis Ende Februar für selbstverständlich.
Die EU ist aber auch ein schwer durchschaubares Gebilde aus Institutionen, das ihre Liebe zur Bürokratie in 24 Sprachen aussendet. Hier Licht ins Dunkel zu bringen und gerade jungen Menschen zu zeigen, wie wertvoll die EU ist – das ist das Ziel der Ausstellung, welche anlässlich des Europatags vom 16. bis 27. Mai in der Aula der Martin-Segitz-Schule Fürth viele Klassen angezogen hat. Das Europa-Team um Peter Schmid, Fachbereichsleiter Politik und Gesellschaft, hat einen Lernzirkel erstellt, der den Auszubildenden in sieben Stationen digital und analog in verschiedenen Lern-Arrangements v.a. den Nutzen der EU für junge Europäer:innen veranschaulicht.
Darüber hinaus konnten zwei EU-Experten für Vorträge gewonnen werden. Am 23.05. sprach Hauptmann und Bezirksjugendoffizier für Franken und die Oberpfalz, Marius Alois Erbrich, vor etwa 100 Berufsschüler:innen über das Thema ‚Sicherheitspolitik‘. In angenehm provokanter Art gelang es ihm, seine Zuhörer für knapp zwei Stunden zu fesseln. In dieser Zeit spannte er den Bogen von individuellem Sicherheitsempfinden und der Wichtigkeit von Bildung sowie Zugang zu Trinkwasser und Nahrung über Waffenexporte zu Cyberattacken und Falschinformationen. Er sprach vom Teufelskreis von Konflikten, die zu Knappheiten und Flüchtlingsströmen führen, welche erneut Spannungen und Konflikte auslösen. All diese katastrophalen Entwicklungen werden verschlimmert durch den Klimawandel. Mit zwei Appellen schließt Erbrich seine Ausführungen: Der Westen könne seine Freiheiten nur erhalten, indem er geschlossen dafür einstehe. Dies gehe nur durch Stärke und Abschreckungspotential. Außerdem lebten wir hier „auf der Insel der Glückseligkeit“. Wir müssen dafür kämpfen, dass dies auch so bleibt!
Am 24.05. richtete MdB Tobias Winkler (CSU) das Wort an drei Klassen. Er würdigte zu Beginn die Leistung des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman, dem Europa nach fünf Jahrhunderten fast konstanten Kriegszustandes acht Jahrzehnte in Frieden und Wohlstand verdanke. Die Ziele und Institutionen der EU waren Winklers nächste Themen, bevor er die Wichtigkeit einer starken und einigen EU mit der Konkurrenz zu China sowie schnellen und wirksamen Sanktionen gegen Russland belegte. Im anschließenden Fragenblock konnte Winkler dank seiner Zeit am Europäischen Parlament aus dem Nähkästchen plaudern und veranschaulichen, wie eine Sitzung in Straßburg oder Brüssel mit elektronischem Abstimmen und all den Dolmetschern abläuft. Doch er musste sich auch einer Reihe sehr kritischer Fragen, bspw. zum Verhalten der Unionsparteien beim Ausbau der erneuerbaren Energien, stellen. Abschließend empfahl er den Anwesenden, während oder nach der Ausbildung ein Auslandspraktikum mit finanzieller Unterstützung durch Erasmus+ abzulegen. Projekte wie diese bietet die Martin-Segitz-Schule seit acht Jahren ihren Schüler:innen und Lehrkräften an.
Michael Addala, OStR